Startup-Talk: von Unicorns und Zebras

April, 2021


Nach Einhörnern sind Zebras die neuen Lieblingstiere der Startup-Welt. „Zebra statt Einhorn: Die Startup-Szene braucht neue Vorbilder” titelte die Gründerszene am 01. April 2021- und das war kein Aprilscherz. Doch worum geht es eigentlich, wenn Startup-Menschen von Einhörnern und Zebras reden? Eine Einführung in die Welt der Huftiere aus Startup-Perspektive.

Das Original: das Unicorn

Das mystische Fabelwesen ist seit den 2010ern nicht mehr aus unserem Startup-Vokabular wegzudenken. Die Bezeichnung eines Startup-Unternehmens als Unicorn beruht auf einem legendären TechCrunch-Artikel von Cowboy Ventures-Gründerin Aileen Lee aus dem Jahr 2013. In diesem analysiert sie die Entwicklung von Startups, was von Milliarden-Dollar-Startups gelernt werden kann und führt dabei den Begriff “Unicorn Club” ein. Ein Unicorn steht für ein Softwareunternehmen mit Sitz in den USA, das seit 2003 gegründet wurde und von börsennotierten oder privaten Investoren mit über 1 Milliarde US-Dollar bewertet wird. Dabei erreichen nur etwa 0,7% aller Software- und Internetunternehmen diesen Unicorn-Status. Statistisch ist dies also genauso unwahrscheinlich, wie einem Einhorn zu begegnen - beinahe zu mindestens.

Etwas allgemeiner und weniger US-zentriert kann ein Unicorn auch als ein Startup-Unternehmen, das eine Bewertung von mindestens einer Milliarde US-Dollar vor einem Börsengang oder einem Exit erhält, definiert werden. Seit 2013 ist die Zahl der Unicorns rasant gewachsen. Während Lee 2013 39 Unicorns identifiziert, werden 2021 mehr als 600 Startups als Unicorns bezeichnet. In Deutschland hat es 2019 die Auto 1 Group als erstes Unternehmen in den Unicorn-Club geschafft. 2021 gibt es 13 deutsche Startups, die als Unicorns bezeichnet werden. 

Next-level Unicorns: die Decacorns

Der Unicorn-Club war für einige wenige Unternehmen nur der Anfang. Mittlerweile gibt es nämlich auch eine handvoll “Decacorns”, Startups mit einem Marktwert von über 10 Milliarden US-Dollar. 

Die Zebras und eine neue Generation an Startups?

Nach dem Unicorn-Hype der 2010er, ist in den 2020er ein Paradigmenwechsel zu beobachten. Es geht um Nachhaltigkeit statt Blitzscaling, es geht um Zebras statt Unicorns. So erobert ein neues Tier die Startup-Welt: das Zebra. Die “Zebra-Bewegung” findet ihren Ursprung tatsächlich schon im Jahr 2017. Eine Vereinigung aus vier Gründerinnen, Jennifer Brandel, Mara Zepeda, Astrid Scholz und Aniyia Williams, veröffentlichten gemeinsam den Artikel “Zebras Fix What Unicorns Break” als Kritik auf die Wachstumsstrategien bekannter Unicorn-Startups. Zebras wollen alles anders machen als Einhörner. Statt “Blitzscaling”, also extrem schnellen Wachstum, steht bei ihnen nachhaltiger Wachstum gepaart mit sozialen oder ökologischen Zielen im Vordergrund. Es geht um Zusammenarbeit und Inklusivität. 

Während das Einhorn für seine Rarität und einen gewissen Glamour steht, verkörpert das Zebra andere Werte, welche stellvertretend für eine neue Generation an Zebra-Startups stehen. Sie sind real. Sie sind schwarz und weiß, also können profitabel sein und zur Gesellschaft beitragen. Zebras sind mutualistisch und indem sie sich in Gruppen zusammenschließen, schützen und erhalten sie sich gegenseitig. Der individuelle Input führt zu einem stärkeren kollektiven Output. Zebras sind Startups, die es bewusst anders angehen. Dabei treffen sie in einer Welt, in der soziale Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit ein immer wichtigeres Kriterium bei Unternehmen wird, den Geist der Zeit und stehen so für eine neue Generation von Startups.