New Work und Female Leadership: 5 Fragen an Franziska Gerle (Unicorn Workspaces
Juni, 2021
4 min

Wofür steht Female Leadership für Dich?
Für mich ist das Ziel von Female Leadership, dass sich der Begriff vollständig selbst abschafft: ich bin “Leader” und eben nicht “female Leader”. Wir müssen lernen Leadership unabhängig von Gender zu denken. Aus dieser Perspektive hat Female Leadership für mich weniger eigene Attribute, sondern ist das Werkzeug, das diesen Wandel anstößt. Wir müssen unsere Gesellschaft – und insbesondere die Wirtschaft – so verändern, dass Leadership mit keinem Gender mehr verbunden wird. Bis das geschieht haben wir noch einen weiten Weg vor uns. Und solange müssen wir die “objektiven” Argumente, die für Diversität bei Führungskräften sprechen, um Frauen als marginalisierte Gruppe in Führungspositionen zu ermächtigen und sichtbarer zu machen. Meine Kolleginnen Johanna und Inga haben bereits spannende Einblicke dazu gegeben, wie sie führen und was Female Leadership für sie bedeutet.
Für meine Position im Bereich People & Culture ist es immer wichtig, achtsam dafür zu sein, wann (uns) Leaderinnen, Steine in den Weg gelegt werden, einfach nur, weil wir nicht männlich sind. Wenn mir das passiert, dann gibt es nur einen Weg: Ansprechen, kommunizieren und mich dafür einsetzen, dass es für mich und meine Kolleginnen anders wird.
Wie ist der Female Leadership-Status Quo?
Ich glaube, wir machen gerade in den letzten Jahren einen unglaublichen Fortschritt beim Neudenken von Leadership. Es gibt so viele großartige Forschungen zu dem Thema. Mich inspiriert hier besonders die Arbeit von Brené Brown, die zu Vulnerability und Leadership forscht und schreibt. Durch sie und ihre Arbeit weiß ich: Werte und Verbindung sind für mich der Schlüssel zu der Unternehmenskultur, die ich leben will. Mich treibt eine Vision und meine feste Überzeugung an, dass Menschen aller Geschlechter großartige Führungskräfte sein können. Wenn wir die richtige Person (mit der richtigen Erfahrung!) an der richtigen Stelle haben, profitiert jedes Unternehmen. Wenn wir unsere “vorurteilsbehaftete-Brille” aufhaben, berauben wir uns der Möglichkeit, Unternehmen zu bereichern. Leider ist das noch nicht in allen Köpfen angekommen – aber die Veränderungen der letzten Jahre stimmen mich hoffnungsvoll, dass Leadership in Zukunft kollektiv neu gedacht wird.
Wie beeinflussen sich New Work und Leadership?
Für mich als Leaderin meines eigenen Teams und als Zuständige für People & Culture bei Unicorn bedeutet “New Work”, eine Organisationskultur und -strukturen zu bauen, in denen alle ihr Potenzial entfalten können und Zugang zu den Ressourcen haben, die sie brauchen. Dabei braucht es unter anderem einen Mix aus Freiheit, Fürsorge, Verständnis, Zugehörigkeit und Wirksamkeit. Ich habe übrigens immer wieder erlebt, dass bei New Work-Konzepten und im Leadership die Fähigkeit, sich selbst und anderen die richtigen Fragen zu stellen und die Antworten wirklich zu hören, unglaublich wichtig ist.
Wie setzt Du Dich als Female Leaderin durch?
Eine meiner Stärken ist, dass ich gelernt habe, eine besonders großartige Mischung aus flexibel und hartnäckig zu sein. Konkret bedeutet das: Ich reflektiere, warum eine bestimmte Entscheidung die beste fürs Unternehmen, mein Team und meine Position ist. Ich mache mich für meine Meinung stark, bleibe dabei jedoch offen und bereit, andere Aspekte zu integrieren: Jede*r hat nützliche Inputs und im Gespräch finden wir die “win-win-win”-Strategie für mich, die/dem Gegenüber und das Unternehmen.
Ich lebe Leadership im Bewusstsein, dass Fehler wichtig sind und ich nicht alles wissen kann und muss. Für mich ist Austausch auf Augenhöhe auch ein wichtiger Schlüssel zum Erfolg.
Wer hat Dich inspiriert und welchen Rat würdest Du jungen und aufstrebenden Female Leaderinnen geben?
Ich habe ich nun eine Position, in der ich als junge Female Leaderin nicht nur mein Team, sondern auch andere Führungskräfte beeinflussen und weiterbilden kann. Mir wird dabei immer wieder bewusst, welche Inspirationen mir Frauen schenken, die die Herausforderungen, denen ich gerade begegne, schon gemeistert haben oder meistern. Mein Rat lautet hier also: lernt von– und miteinander. Außerdem haben mich die neuen Werke von Lindo Bacon (“Radical Belonging”) und Dr. Devon Price (“Laziness does not exist”) in den letzten Monaten dabei unterstützt, zu dem zu finden, was mir privat und beruflich wichtig ist. Diese Werke haben mich als Menschen beeinflusst und dementsprechend auch als Leaderin verändert.