Kaffee x Nap: Power-Combo oder Energie-Drainer?

März, 2022


Es ist Freitag, 13 Uhr. Der Himmel ist grau, das Mittagstief kickt in, das Mailfach ist voll. Zeit, einen doppelten Espresso zu trinken. Auf dem Weg zurück ins Büro steht die Tür zum Napping Room einladend offen. Warum also nicht auch einen kleinen Mittagsschlaf einlegen? Doppelt hält besser, und hatte Kollegin Laura nicht letztens vom “Napresso” erzählt? 

Erst Kaffee, dann schlafen?! 

Koffein-Nap, Nappuccini, Napresso - hinter den mehr oder weniger witzigen Wortspielen steckt die gleiche Grundidee: erst Kaffee trinken und dann schlafen. Was zunächst widersprüchlich scheint, hat sich in den letzten Jahren zu einem absoluten Trend entwickelt. Ob Filtermaschine, Nespresso-Automat, French Press oder hauseigene Barista-Kaffeekreationen: (übermäßiger) Kaffeekonsum gehört in die junge und hippe New Work-Startup-Welt wie der kostenlose Obstkorb oder der Tischkicker. Doch auch ein anderer Trend hat die New Work-Welt erobert: der Power-Nap. Früher wurde abwertend vom Mittagsschlaf gesprochen, den alte Menschen oder Kinder brauchen, nicht jedoch dynamische Marketing-Manager*innen. Dies ist ein Irrtum! Heute wissen wir dank neuerer wissenschaftlicher Forschung, dass eine kurze Auszeit während eines langen Arbeitstages zu höherer Produktivität und mehr Leistung führt. Wir brauchen Schlaf, damit unser Gedächtnis funktionieren kann - und auch um kreativ zu sein, wie Matthew Walker in Why We Sleep festhält. Die Ära des Power-Naps hat begonnen. 

Pausen für mehr Leistungsfähigkeit: wissenschaftliche Grundlagen 

Unser heutiger Arbeitsalltag ist von Dynamik, Agilität und Flexibilität geprägt. Häufig jagt ein Meeting das nächste. Gerade die hohe Anzahl an digitalen Meetings kann dazu führen, dass wir uns gar nicht mehr von unseren Bildschirmen wegbewegen und unsere Aufmerksamkeit besonders gefordert ist. Ein wahres Wundermittel, um die eigene Aufmerksamkeit wieder zu steigern, ist schlicht und einfach Pausen machen. Während es absolut zu empfehlen ist eine “aktive” Pause zu machen, also raus zu gehen, frische Luft zu tanken und das Gehirn abzuschalten, braucht es an einigen Tagen einen extra Kick der anderen Sorte. Wenn die Pause also “quick and dirty” sein muss, dann bietet sich nach wissenschaftlichen Erkenntnissen die Power-Combo aus Koffein und kurzem Nickerchen an. 

Vor einigen Jahren stellte unter anderem eine Studie der Harvard University, der Universität von Athen und der Hellenic Health Foundation fest, dass ein kurzer Mittagsschlaf von rund 20 Minuten die Leistungsfähigkeit um bis zu 30 % steigern kann. Gleichzeitig wurden positive gesundheitliche Effekte wie z.B. ein um 40 % verringertes Risiko an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu sterben festgestellt. Einen Schritt weiter gingen britische Wissenschaftler*innen, die im Rahmen einer Studie namens Counteracting driver sleepiness: effects of napping, caffeine, and placebo zur Bekämpfung von Müdigkeit bzw. Schläfrigkeit am Nachmittag bei LKW-Fahrer*innen die positive Wirkung von kurzen Nickerchen und Koffein herausgefunden haben. Für den Test wurden verschiedene Versuche durchgeführt. Eine Gruppe machte einen Mittagsschlaf, eine andere Gruppe trank in ihrer Pause viel Kaffee oder auch Espresso, um sich am Steuer wach zuhalten. Bei der dritten Gruppe kombinierte man ein kurzes Nickerchen und Kaffee und stellte fest, dass bei dieser Gruppe die Leistungsfähigkeit im Vergleich zu den anderen Gruppen deutlich höher war. 

Eine Anleitung zum erfolgreichen Kaffee-Nap 

Um die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse effektiv anzuwenden, sind einige Voraussetzungen zu beachten. 

1. Die richtige Umgebung finden 

Nappen im Großraumbüro klingt ganz schön ungemütlich. Helles Licht, viel Lärm und wahrscheinlich auch noch Boomer-Kolleg*innen, die den Trend nicht kennen und die Flucht ins Traumland stören. Der erste Schritt ist also, einen geeigneten Ruheraum zu finden. Idealerweise ist der Raum etwas abgedunkelt und wird nur durch ein gedämpftes Licht beleuchtet. 

2. Sich in die Horizontale bewegen 

Auch, wenn viele Büros tolle ergonomische Stühle anbieten, eine Liegemöglichkeit ist zu bevorzugen. Ein Liegesessel, eine Couch oder sogar eine Sonnenliege tun den Job. 

3. Ruhe! 

Versteht sich von selbst: die gewählte Oase des Friedens sollte ruhig sein. Alternativ bieten sich Ohrstöpsel oder Noise-Cancelling-Kopfhörer an. 

4. Koffein 

Koffein ist nicht gleich Koffein. So ist Kaffee beispielsweise gegenüber Softdrinks wie Cola zu bevorzugen, da dieser bei gleicher Menge ungefähr das Achtfache an Koffein beinhaltet. Bitte bedenke jedoch auch, dass es bis zu 10 Stunden dauern kann, bis Dein Körper Koffein vollständig abgebaut hat. Also lieber nicht zu spät nappen. 

5. Wecker stellen nicht vergessen 

Nach Deinem Kaffee, Espresso oder Cappuccino kannst Du es Dir gemütlich machen und den Power-Nap beginnen. Aber: nicht vergessen, einen Wecker zu stellen. Denn die maximale Ruhezeit sollte 30 Minuten nicht überschreiten, da Du Dich sonst schon in der ersten Tiefschlafphase befindest. Würdest Du während einer Tiefschlafphase aufwachen, fühlst Du Dich müder als zuvor. Ein zweiter Grund, warum Dein Koffein-Nap nicht länger dauern sollte ist das Koffein. Dieses fängt nach ca. 20-30 Minuten an zu wirken und verleiht Dir nach dem Aufstehen mehr Energie für den restlichen Tag. 

Auf die Plätze, Espresso-Shot, Nap, Go!