HR und New Work: Quiet Hiring

März, 2023


Über Nacht wurde Quiet Quitting im vergangenen Jahr über TikTok berühmt. “Arbeiten ist nicht Dein Leben” war die Botschaft dieses Trends, der sich gegen Hustle Culture ausspricht. Stattdessen schlagen Befürworter*innen des Quiet Quitting vor: nur noch das Notwendigste am Arbeitsplatz tun, pünktlich Feierabend machen und auch keine weiteren Zusatzaufgaben übernehmen. Nun ist dieses Jahr mit dem Quiet Hiring ein weiterer Trend entstanden, der mit TikTok gar nichts zu tun hat. 

Quiet Hiring = leises Einstellen? 

Trotz ähnlicher Bezeichnungen ist Quiet Hiring nicht das Pendant des Quiet Quitting. Vielmehr geht es hierbei um eine neue HR-Strategie, um Mitarbeiter*innen zu gewinnen. Ein wichtiger Hintergrund für den neuen Trend ist der Fachkräftemangel im Zusammenhang mit der ungewissen wirtschaftlichen Lage und einer drohenden Rezession. In vielen Unternehmen gibt es eine Menge unbesetzter Positionen, für die sich aktuell keine geeigneten Fachkräfte auf dem Arbeitsmarkt finden. 

Durch Quiet Hiring sollen Vakanzen auf andere Art und Weise gefüllt werden. Im Gegensatz zum oftmals negativ besetzten oder kritisch betrachteten Quiet Quitting geht es bei Quiet Hiring um die interne Besetzung von neuen Positionen. Mitarbeiter*innen erhalten neue Aufgaben und somit die Möglichkeit, sich intern für eine andere Stelle zu qualifizieren und sich im Unternehmen neu zu positionieren. Quiet Hiring stellt somit für Arbeitgeber*innen eine gute Möglichkeit dar, um intern anstatt extern einzustellen. 

Was für Chancen birgt Quiet Hiring? 

Die Vorteile für Arbeitgeber*innen liegen auf der Hand: Durch die interne Besetzung bzw. die Erweiterung der Aufgaben schon vorhandener Mitarbeiter*innen entfallen die Kosten für die Rekrutierung einer neuen Fachkraft. Die Erweiterung des Aufgabenbereichs wird zudem meist nicht sofort mit einer Gehaltserhöhung verbunden. Vielmehr wird bei erfolgreicher Übernahme der neuen Aufgabe eine Gehaltserhöhung in Aussicht gestellt. Auch sinkt das Risiko, dass neue Mitarbeiter*innen nicht in die Unternehmenskultur passen und im schlimmsten Fall das Unternehmen bereits nach kurzer Zeit wieder verlassen. Eine weitere Chance ist auch die damit steigende Mitarbeiter*innenbindung für das Unternehmen, da für Mitarbeiter*innen so viele interne Aufstiegschancen und positive Herausforderungen entstehen. Außerdem stellt die Möglichkeit der Aufgabenerweiterung eine Abwechslung zu den bisherigen Aufgaben dar. Es entsteht so die Chance, die eigenen Fähigkeiten zu erweitern und mehr Verantwortung im Unternehmen zu übernehmen. 

Welche Risiken kommen mit Quiet Hiring? 

Dennoch stehen diesen Chancen für beide Seiten auch gewisse Risiken gegenüber. Ein ernstzunehmendes Risiko stellt die Überlastung von Mitarbeiter*innen dar. Mit neuen Aufgaben,

die zunächst auch schwerfallen können, besteht die Gefahr, dass sich Mitarbeiter*innen überfordert und überlastet fühlen. Gerade während der Corona-Pandemie und stetig hohen Krankheitsständen mussten Mitarbeiter*innen aus Personalmangel zusätzliche Aufgaben übernehmen - und erreichten ihr Belastungsmaximum. Außerdem ist Quiet Hiring auch nicht unbedingt für alle attraktiv. Viele Mitarbeiter*innen sind mit ihren bisherigen Funktionen zufrieden und möchten nicht unbedingt in höhere Positionen mit mehr Verantwortung aufsteigen. Dies gilt insbesondere, wenn die gestiegene interne Verantwortung nicht direkt besser entlohnt wird. Gerade die neue Generation auf dem Arbeitsmarkt legt mehr Wert auf eine gesunde Work-Life-Balance und faire Bezahlung - und scheuen auch nicht vor Quiet Quitting zurück. Daher ist es wichtig vorab zu klären, wann mit einer Gehaltserhöhung zu rechnen ist, um zukünftige finanzielle Enttäuschungen zu vermeiden. 

Damit Quiet Hiring ein dauerhafter Erfolg wird, müssen Unternehmen auf Augenhöhe mit ihren Mitarbeiter*innen kommunizieren und vorab besprechen, welche Erwartungen mit der neuen Aufgabe verbunden sind. Dafür sollte ein Plan entwickelt werden, welche internen berufsbegleitenden Maßnahmen erforderlich sind, damit Mitarbeiter*innen die ggf. fehlenden Kenntnisse erlangen können. Dafür wird es notwendig sein, dass zukünftig ein internes System entwickelt wird, um die dafür geeigneten und interessierten Mitarbeiterinnen zu fördern, damit Quiet Hiring nachhaltig erfolgreich ist.*