Gender Pay Gap - Fragen, Fakten und Zahlen

März, 2022


Gleichstellung von Frauen und Männern ist ein Thema, das in den letzten Jahren viel diskutiert wurde. Trotz der internationalen Aufmerksamkeit dieses Themas verdienen Frauen im Schnitt immer noch deutlich weniger als Männer. Das Thema finden wir nicht nur wichtig zu erwähnen, sondern möchten es nochmal aufgreifen, erklären und vertiefen. Warum sind diese Lohnunterschiede da und was können wir dagegen tun?

Der Equal Pay Day fällt in diesem Jahr auf den 07. März unter dem Motto “Equal 4.0 - gerechte Bezahlung in der digitalen Arbeitswelt”. Seit 2008 ist es das Ziel, über den Gender-Pay-Gap und seine Hintergründe aufzuklären, die Ursachen der Gehaltsunterschieden in Gang zu bringen und immer mehr Menschen und Aktionspartner zu mobilisieren, um dauerhaft diese Lücke zu schließen. 

Kurz zusammengefasst, steht der Equal Pay Day für den Tag, bis zu den Frauen umsonst arbeiten, während Männer schon ab dem 1. Januar für ihre Arbeit bezahlt werden. Zum ersten Mal  überhaupt liegt der unbereinigte Gender Pay Gap in Deutschland bei unter 10 Prozent. Ein Grund zu feiern, ja klar - aber kein Grund sich darauf auszuruhen. Was der unbereinigte Gender Pay Gap nochmal genau ist und was die Vergangenheit und die Zukunft über diese Unterschiede sagen, versuchen wir in diesem Beitrag festzuhalten.

Der Gender Pay Gap oder auf Deutsch, der Verdienstunterschied zwischen Männer und Frauen, wird in Deutschland oft unvollständig dargestellt. Obwohl Frauen bereits seit 1967 vor dem Gesetz gleichberechtigt gelten, sind die Löhne weiterhin unterschiedlich. Hier streiten sich viele in der Gesellschaft über die Fakten, die Zahlen und über die Berechnung der Verdienstunterschiede. 

Warum gibt es für den Gender Pay Gap überhaupt verschiedene Zahlen?

Hier beginnt auch schon die Verwirrung in der Gesellschaft. In Deutschland wird der Gender Pay Gap auf zwei verschiedene Arten berechnet. Kein Wunder also, dass immer wieder unterschiedliche Zahlen im Netz auftauchen. Zum einen wird der unbereinigte Gender Pay Gap berechnet, wo der durchschnittliche Bruttostundenverdienst aller Männer und Frauen verglichen wird. Zuletzt wurde dieser 2020 von dem Statistischen Bundesamt berechnet und lag bei rund 18%. Diese Zahl sagt uns aber nur, dass Männer im Durchschnitt 18% mehr verdienen als Frauen in ähnlicher Position. 

Das heißt aber nicht, dass Frauen für die gleiche Arbeit 18% weniger verdienen als Männer. Um dies zu berechnen, wird zum anderen der bereinigte Gender Pay Gap kalkuliert. Hier werden strukturelle Aspekte abgezogen, wie die Unterschiede bei Berufen, Beschäftigungszeit, Bildungsstand und der Fakt, dass Frauen seltener Führungspositionen einnehmen. Dazu kommt, dass viel mehr Frauen als Männer in schlecht bezahlten Berufen wie Pflege, Erziehung und Einzelhandel tätig sind. Sie arbeiten auch häufiger in Teilzeit und in Minijobs und verdienen dementsprechend auch weniger pro Stunde, oder sie unterbrechen auch mal länger ihre Arbeit, um sich um die Erziehung der Kinder zu widmen oder die Pflege der Eltern.

Aus diesen Unterschieden ergibt sich dann die Verdienstdifferenz. Das bedeutet, dass die Verdienstunterschiede bestehen, weil die oben genannten strukturellen Unterschiede ausgeklammert werden. Zuletzt lag der bereinigte Gender Pay Gap bei 6 Prozent

Wieso ist die Entwicklung der Gehaltsgleichstellung so langsam? 

Drastisch aber wahr: 2016 wurde errechnet, dass sich die Lohnlücke zwischen Mann und Frau erst in etwa 170 Jahren schließen wird.  Woran liegt das? Und wie können wir das beschleunigen?

Es bestehen immer noch zu viele Gründe, warum die Entwicklung so schleppend voran geht:

  • Die politischen Mandate werden in vielen Unternehmen nicht oder selten umgesetzt. Die Compliance Regeln, wie der Verhaltenskodex oder die Gleichberechtigung, darf jedes Unternehmen selber festlegen und gilt in Deutschland erst für große Konzerne als Pflicht. 
  • Dass Frauen häufiger in sozialen oder personennahen Berufen arbeiten ist nun bekannt, warum werden diese aber immer noch schlechter bezahlt als Berufe die eher von Männern gewählt werden, wie z.B. die MINT-Berufe? 
  • 60 Prozent der Minijobs in Deutschland werden von Frauen ausgeübt und fast die Hälfte der sozialversicherungspflichtigen Frauen arbeiten in Teilzeit. 
  • Leider prägen Stereotypen und Vorurteile immer noch die Gesellschaft und verhindern die Aufstiegschancen von Frauen. Auch beim Thema Elternzeit/Elterngeld ist die Akzeptanz, dass die Väter diese in Anspruch nehmen, für viele noch Fremd. 
  • Politiker*innen könnten außerdem Gesetze zur Offenlegung der Gehälter beschließen. Mit einer Offenlegung aller Gehälter innerhalb eines Unternehmens, kann für mehr Transparenz gesorgt werden und so sichergestellt werden, dass Frauen nicht absichtlich schlechter bezahlt werden als Männer.
  • Laut einer Studie, rechnen Studentinnen bereits vor dem Berufseinstieg mit weniger Lohn als ihre männlichen Kommilitonen. Die reale Lohnlücke startet somit bereits in den Köpfen junger Frauen und prägt sich später in den unterschiedlichen Verhandlungsstrategien bei den Gehaltsgesprächen. 

Wie weit ist Euer Unternehmen? Macht hier den Gleichstellungscheck vom BMFSFJ und findet es heraus.

Der Druck ist in der breiten Gesellschaft angekommen und immer mehr Menschen setzen sich für die Gleichstellung von Frauen auf dem Arbeitsmarkt ein. 2017 trat das Entgelttransparenzgesetz ein, mit dem Arbeitgeber*innen größerer Firmen Einsicht in die Gehälter ihrer Kolleg*innen erhalten können. Eine Entwicklung ist spürbar, nur ist der Prozess sehr mühsam.

Wie könnt Ihr aktiv werden?: 

Kennt Euren Wert und sprecht mit Euren Vorgesetzten, wenn ihr das Gefühl habt, ihr könntet mehr im Unternehmen erreichen und verdienen! Setzt euch politisch ein und fordert mehr politischen Einsatz! Macht bei Freunden und in der Familie über den Gender Pay Gap aufmerksam. Informiert Euch über eure Position und das angemessene Gehalt und sucht nach Möglichkeiten, bei denen ihr Euch wertgeschätzt fühlt!

Auch der diesjährige Weltfrauentag am 08. März macht auf die Voreingenommenheit aufmerksam. Bei dem diesjährigem Motto “Break the Bias” geht es darum, Stereotypen gegenüber Frauen und Mädchen zu durchbrechen und für mehr Gleichberechtigung zu sorgen.