Distress und Eustress - Stress, Stress, Stress!

Mai, 2022


„Die Zeit vergeht nicht schneller als früher, aber wir laufen eiliger an ihr vorbei” lautet ein Zitat George Orwells, das die Lebensrealität vieler Menschen im 21. Jahrhundert passend beschreibt. Faktoren wie die Globalisierung oder Digitalisierung haben dazu geführt, dass unser Arbeits- und Lebensalltag immer schneller wird - wodurch Stress für die meisten dazu gehört. Gerade im New Work-Arbeitsalltag, der von Agilität und Flexibilität lebt, ist Stress aus vielerlei Hinsicht ein wichtiges Thema. Zum einen, weil wir oft unter Stress agieren und zum anderen, weil viele New Work-Unternehmen Stressausgleich und Work-Life-Balance sehr ernst nehmen. Stress ist dabei jedoch nicht gleich Stress: während einige unter Stress gar nicht arbeiten können, werden andere durch Stress zu Höchstleistungen motiviert. Denn, wenn wir über Stress reden, dann müssen wir eigentlich zwischen zwei Arten von Stress unterscheiden: dem Distress und dem Eustress. 

Distress - oder, wenn der Beamer beim Pitch nicht funktioniert! 

Das Pitch-Deck muss im All-Nighter fertiggestellt werden und dann versagt der Beamer auch noch beim besagten Pitch. Was für ein Stress - und eben ein gutes Beispiel für den sogenannten Distress, den negativen Stress. Der Begriff setzt sich aus der lateinischen Vorsilbe -dis und Stress zusammen. Gemeint ist damit all jener Stress, der einen negativen Effekt auf uns hat und uns stark belastet und anstrengt. Hierunter fällt vor allem der Stress, der uns auch in unserem Arbeitsalltag leider viel zu oft begegnet. Ob ein Blackout beim Meeting oder das Gefühl, kurz vor der Deadline keinen Gedanken oder Satz mehr formulieren zu können: Bei Distress befindet sich unser Körper im Kampf- oder Fluchtmodus. Dies manifestiert sich in geistiger, aber auch körperlicher Anspannung. Das Ergebnis: Unruhe, erhöhter Puls, Muskelverspannungen und Rücken- und oder Nackenschmerzen. Bei Distress wird das Stresshormon Cortisol ausgeschüttet. Auf Dauer schädigt dies die Nervenzellen im lybischen System, was dazu führen kann, dass wir vergesslicher und reizbarer werden. Außerdem führt der erhöhte Cortisol-Ausschank langfristig zu einem erhöhten Blutdruck und/oder Schlafstörungen. Insgesamt schwächt negativer Stress das Immunsystem und kann zu Depressionen führen. Das sollte unbedingt ernst genommen werden, denn Distress macht auf Dauer krank. 

Eustress - oder, wenn Stress euphorisch macht! 

Herausforderungen sind stressig, aber umso besser fühlen wir uns, wenn wir zum Beispiel ein wichtiges Meeting gemeistert haben. Auch das Planen einer Geburtstagsparty kann in Stress ausarten, aber trotzdem freuen wir uns auf das bevorstehende Event. Der Unterschied zu Distress ist, dass wir jene Stresserfahrungen als positiv empfinden. Diese Stresserfahrung wird auch als Eustress bezeichnet. Die Vorsilbe -eu stammt aus dem Griechischen und bedeutet gut, richtig. Auch im New Work-Arbeitsalltag erfahren viele Menschen Eustress. Dies zeigt sich beispielsweise, wenn wir beim Arbeiten trotz Anspannung in einen Flow-Zustand kommen, der es uns erlaubt, höchst fokussiert am Pitch-Deck oder der nächsten Präsentation zu basteln. In diesem Fall führen die ausgeschütteten Stresshormone dazu, dass wir motivierter und konzentrierter werden. Die Dopamine, die dazukommen, sorgen dafür, dass wir uns optimistisch, glücklich, selbstbewusst und jeder Herausforderung gewappnet fühlen. 

Ein Anti-Stress-Appell an alle New Worker*innen 

Auch, wenn das Hoch des Eustress ziemlich verlockend klingt, ist auch jener vermeintlich positiver Stress mit Vorsicht zu genießen. Im Vergleich zum Distress, der sich durch seine langfristige und wiederkehrende Natur auszeichnet, ist Eustress nur eine kurzfristige Anspannung. Dies ist auch der Grund dafür, dass dieser Stress zunächst einmal nicht gefährlich oder schädlich für unseren Körper ist. Allerdings gilt es auch hier aufzupassen: Der Übergang von Eustress zu Distress ist manchmal fließend. Zu merken, wann positiver Stress in negativen Stress umschlägt, erfordert ständige Selbstreflexion. Außerdem brauchen wir nach jeder Art der Anspannung, auch wenn es sich um eine positive Anspannung haben, Entspannung. 

Deswegen noch einmal ein Appell an alle New Worker*innen da draußen: Auch, wenn unsere Gesellschaft Stress zu einem normalen Zustand erklärt hat, zu viel Stress ist nicht gesund! Und auch nicht cool! Ob Yoga, Sport, Meditation, Natur, Musik oder etwas anderes: Findet für Euch heraus, wie Ihr am besten mit negativem Stress umgehen könnt. New Work-Konzepte wie flexible Arbeitszeiten oder die Möglichkeit remote zu arbeiten, bieten die Möglichkeit den Arbeitstag zumindest ein wenig an die eigenen Bedürfnisse anzupassen. Viele Unternehmen verstehen sich zudem als Safe Spaces und es ist unbedingt ratsam bei zu viel Distress offen zu kommunizieren und gemeinsam nach Lösungen für den Stressabbau zu suchen.