10 Merkmale von New Work

November, 2020


New Work gehört zu den Buzz Words der letzten zehn Jahre. Für die Einen ist New Work schon längst tägliche Realität und für Andere noch immer ein Wunsch. Viele können mit dem Trendbegriff was anfangen, aber tatsächlich erklären? Schwierig. Wann wurde der New Work Begriff geprägt? Vor Kurzem? Vielleicht vor 10 Jahren. Nein. Der Terminus wurde schon Ende der 70er Jahre geformt und es hatte sich eine ganze New-Work-Bewegung entwickelt.

New Work – Was bedeutet das eigentlich?

Schon seit einigen Jahren ist ein struktureller Wandel westlicher Gesellschaften spürbar. Treiber dieser grundlegenden Veränderungen sind: Globalisierung, demografischer Wandel, Digitalisierung und Kulturwandel. Dieser Umbruch betrifft alle Bereiche und stoppt vor keiner Tür. Ohne diese Transformationen wäre der Digital Nomad noch die Hauptfigur eines Science Fiction Werkes oder ein flexible Workspace das Labor in „Krieg der Klone“. Besonders spürbar ist diese Wende im Arbeitsleben. Denn klassische Arbeitskonzepte werden in Bezug auf Raum, Zeit und Organisation sehr bald überholt sein. Das heißt, die Struktur und Weise wie Menschen heute arbeiten und welchen Anspruch sie an ihre Tätigkeit haben, verändert sich. NEW WORK oder NEUE ARBEIT: umfasst die grundlegende und nachhaltige Veränderung der Arbeitswelt. New Work kann auch als Sammelbegriff für zukunftsweisende und sinnstiftende Arbeit im digitalen Zeitalter verstanden werden.  Oder als Arbeitswelt 4.0. Das heißt, dieser Begriff ist komplex, facettenreich und sehr vielschichtig. Er lässt großen Spielraum für Interpretation, denn eine einheitliche Definition gibt es nicht. 

„Einige der wichtigsten Innovationen entstehen nicht durch neue Technologien, sondern durch andere Arten zusammenzuarbeiten und Arbeit zu organisieren.“ -Thomas W. Melone

New Work und das Ende der alten Arbeit

Zurückzuführen ist dieses Phänomen auf ihren Begründer dem austro-amerikanischen Philosophen Frithjof Bergmann, der sich mit der Beziehung zwischen Mensch und Arbeit beschäftigt. Getrieben von der Idee einen Gegenentwurf von der Arbeit im Kapitalismus zu entwickeln, begründete er Ende der 70er Jahre das Konzept der Neuen Arbeit. Er vertrat die Annahme, dass das Job-System durch die zunehmende Automatisierung der Arbeitswelt am Ende sei. Gleichzeitig bot sich in seinen Augen die Chance, dass sich die Menschheit, aus der Lohnarbeit befreit. Nichts würde unfreier machen als die Arbeit. 

Er ging also der Frage nach, was Menschen bei der Arbeit wirklich, wirklich wollen. Was sind ihre Wünsche, Träume und besonderen Fähigkeiten? Das war eine bahnbrechende Perspektive; prägten doch punktgenaue Arbeitsteilung, klare Hierarchien, Kommandos und feste Zeitstrukturen das klassische Bild von Arbeit. 

Aus seinen Untersuchungen entwickelte er also die zentralen Werte seiner Neuen Arbeit: Selbständigkeit, Freiheit und gemeinschaftliche Teilhabe. Die Vision seiner New Work Zentren war, gemeinsam mit den Menschen herauszufinden, wie sie diesen Werten näher kommen.

Im Interview auf der NWX18 zum Thema „New Work, New Culture“ berichtet Bergmann von der Zusammenarbeit mit einem Fließbandarbeiter der Automobilstadt Flint. Dieser hatte sich intensiv mit den zentralen Fragen des New Work Konzepts auseinandergesetzt. Das Ergebnis dieser inneren Reise: er löste sich von seiner alten Position und wurde Yogalehrer für die Mitarbeiterinnen des Industrieunternehmens.* 

Dieser Ansatz von Frithjof Bergmann bildet noch immer den Kern der aktuellen New Work. 

10 Merkmale von New Work

1. Digitalisierung

  • Arbeitsweise und –struktur sind von vernetzter Digitalisierung geprägt 

2. Work Life Blending

  • Grenzen von Berufs- und Privatleben verschwimmen, auch in Ort und Zeit  

3. Flexibilität

  • der Arbeitsorte (Co-Working & flexible Workspaces, Home-Office, Remote Work, Digital Nomads)
  • der Arbeitszeit (Nine-to-five-Job Ade!) 
  • der Organisationsstrukturen (projektbasiertes Arbeiten in gemischten, interdisziplinären Teams, Netzwerkarbeit, Solo-Selbständige, Smart Working, Job Rotation, Job Sharing)

4. Flache Hierarchien

  • Holokratie für eine Führungskultur auf Augenhöhe mit Vertrauen und Wertschätzung (Vorgesetzte sind Coaches)
  • für kurze Entscheidungswege und hohes Handlungstempo
  • stärken das Empowerment der Mitarbeiter*innen zu mehr Motivation, Verantwortung
  • für eine Fehler- und Wertschätzungskultur

5. Individualität

  • Persönlichkeitsentfaltung durch selbstbestimmtes Handeln und Freiräume für Kreativität
  • Berufliche Erfüllung durch sinnhafte Aufgaben 

6. Agilität

  • in Strukturen und Prozessen, um flexibel und schnell auf Veränderungen zu reagieren
  • agile Methoden zum Projektmanagement, Produktentwicklung und Prozessoptimierung (Kanba, Scrum, Design Thinking, Design Sprints)

7. Gesundheitsmanagement

  • zur Sicherung der Leistungsfähigkeit
  • körperlicher und psychischer Ausgleich zur Arbeit (Gesundheitsvorsorge durch Yoga, Meditation und Massagen gesponsert von Arbeitgeber*innen )
  • gesundes Essen am Arbeitsplatz

8. Talent Scouting

  • Recruiting von Talenten, kreativen Köpfen, Expert*innen, Allroundern in Zeiten des Fachkräftemangels
  • Personalmanagement und Employer Branding erhalten neues Level an Relevanz

9. Diversity

  • Vielfalt hinsichtlich Alter, Geschlecht, Herkunft, kulturellem Hintergrund (entscheidend für Innovationsfähigkeit und Resilienz)

10. Open Innovation

  • gemeinsame Entwicklung innovativer Produkte und Dienstleistungen mit Kunden, Partnern oder Zulieferern
  • Führt zu mehr Innovationsqualität und -bandbreite

Wenn einige dieser Merkmale von New Work schon deiner Alltagsrealität entsprechen, gehörst du definitiv zu den Early Birds. Aber bewegt man sich raus aus dem hiesigen Dschungel der Start-Ups, fällt schnell auf, die weitreichende Veränderung der Arbeitswelt steht noch bevor.